Orakelformen

Schafgarbenorakel

Bereits um 1000 v. Chr. wurde in China neben dem Schild­krö­ten­pan­zer­ora­kel auch das soge­nannte Schaf­gar­ben­ora­kel verwen­det. Dabei wurden getrock­nete Schaf­gar­ben­stän­gel auf eine bestimmte Art geteilt und gezählt, um Antwor­ten auf wich­tige Fragen zu erhal­ten. Wie das Zählen damals genau ablief, ist heute nicht mehr genau bekannt.

Was ist besonders am Schafgarbenorakel?

Das Schaf­gar­ben­ora­kel beruht auf festen, logisch aufge­bau­ten Regeln, die mathe­ma­tisch nach­voll­zieh­bar sind. Das Ergeb­nis — das Hexa­gramm — ist klar und eindeu­tig, aber die dazu­ge­hö­ri­gen Texte sind oft mehr­deu­tig. Die eigent­li­che Deutung liegt beim Frage­stel­ler. Er oder sie muss über­le­gen, wie der Spruch zur eige­nen Situa­tion passt — also sowohl mit dem Verstand als auch mit dem Gefühl oder dem Unter­be­wusst­sein arbei­ten.

Eine kurze Anleitung zum Schafgarben-Orakel:

Zählvorgang – So entsteht 1 Linie

Diesen Ablauf drei Mal wieder­ho­len, um eine Linie zu bilden:

1. Teilen

  • 49 Stäb­chen zufäl­lig in zwei Haufen teilen (nicht hinschauen).

  • 1 Stäb­chen vom rech­ten Haufen beiseite legen.

2. Zählen

  • Vom linken Haufen: Stäb­chen in 4er-Bündeln wegneh­men, bis 1–4 übrig blei­ben. Den Rest beiseite legen.

  • Vom rech­ten Haufen dasselbe machen. Reste dazu­le­gen.

Ergeb­nis:

  • 9 Stäb­chen = Wert 2

  • 5 Stäb­chen = Wert 3

Diese 9 oder 5 Stäb­chen kommen aus dem Spiel.

3. Wiederholen

  • Mit den rest­li­chen Stäb­chen den Vorgang zwei­mal wieder­ho­len.

  • Ergeb­nis pro Durch­gang:

    • 8 Stäb­chen = Wert 2

    • 4 Stäb­chen = Wert 3


Ergebnis: Linienwert berechnen

Addiere die 3 Zahlen­werte (je 2 oder 3):

Summe Linie Bedeu­tung
6 ⚋ (gebro­chen) Yin, bewegt (verän­dert sich)
7 ⚊ (durch­ge­zo­gen) Yang, fest
8 ⚋ (gebro­chen) Yin, fest
9 ⚊ (durch­ge­zo­gen) Yang, bewegt (verän­dert sich)

Das Münzorakel

Das Münz­ora­kel entwi­ckelte sich als einfa­chere und schnel­lere Methode, Fragen mit Hilfe des I Ging zu beant­wor­ten. Im Gegen­satz zum aufwen­di­gen Schaf­gar­ben­ora­kel bot es eine prak­ti­sche Möglich­keit für den Alltag — vor allem für weni­ger komplexe Fragen.

Die Methode verbrei­tete sich rasch in der chine­si­schen Gesell­schaft und wurde immer popu­lä­rer. Sie soll bereits in der Zeit der Strei­ten­den Reiche ange­wandt worden sein.

Ihre Wurzeln reichen jedoch noch weiter zurück: Die Verwen­dung von Münzen als Orake­l­in­stru­ment geht auf die Zhou-Dynas­tie zurück — eine der längs­ten und einfluss­reichs­ten Dynas­tien Chinas. In dieser Epoche wurden viele Grund­la­gen der chine­si­schen Philo­so­phie und Ritu­al­pra­xis gelegt, darun­ter auch die Orakel­tech­nik.

Eine kurze Anleitung zum Münzwurf-Orakels:

  • Werfen Sie drei Münzen gleich­zei­tig.

    Notie­ren Sie bei jeder Münze, ob Kopf oder Zahl oben liegt.

  • Weisen Sie den Seiten Werte zu:

    • Zahl = 2 Punkte

    • Kopf = 3 Punkte

  • Addie­ren Sie die Punkte der drei Münzen.

    Das Ergeb­nis ergibt eine der folgen­den Summen: 6, 7, 8 oder 9.

  • Wieder­ho­len Sie den Münz­wurf insge­samt sechs­mal.

    Jede Summe ergibt eine Linie des Hexa­gramms. Begin­nen Sie von unten nach oben zu zählen.

  • Suchen Sie beide Hexa­gramme im Yijing-Text.
    Lesen Sie die Deutungs­texte zum ersten (Ist-Zustand) und ggf. zum zwei­ten (Tendenz/Zukunft).

Linienbedeutung:

  • 6 → unter­bro­chene Linie (⚋), verän­der­lich (Yin)

  • 7 → durch­ge­zo­gene Linie (⚊), stabil (Yang)

  • 8 → unter­bro­chene Linie (⚋), stabil (Yin)

  • 9 → durch­ge­zo­gene Linie (⚊), verän­der­lich (Yang)


  • Haben Sie alle sechs Linien notiert, entsteht ein Hexa­gramm.

    Dieses spie­gelt Ihre aktu­elle Situa­tion oder Frage­stel­lung wider.

  • Wenn 6 oder 9 vorkom­men, handelt es sich um Wand­lungs­li­nien.

    Diese Linien verän­dern sich ins Gegen­teil:

    • 6 (⚋) wird zu 9 (⚊)

    • 9 (⚊) wird zu 6 (⚋)

  • Notie­ren Sie auch das zweite, verän­derte Hexa­gramm.

    Es zeigt, wohin sich die Situa­tion entwi­ckeln könnte.

Es ist wich­tig, sich während des Münz­wer­fens auf die Frage oder das Anlie­gen zu konzen­trie­ren. Die Antwor­ten des I Ging soll­ten nicht als abso­lute Wahr­hei­ten betrach­tet werden, sondern als ein Prozess der Trans­for­ma­tion, auf den man Einfluss nehmen kann, um die Entwick­lung zu beein­flus­sen.


I Ging Karten

Das Ziehen von drei Karten ist eine beliebte Methode, um mit Hilfe der I Ging Karten eine umfas­sende Antwort auf eine Frage zu erhal­ten.

Hier ist eine kurze Anlei­tung, wie man die Drei-Karten-Ziehung durch­führt:

  • Ziehen Sie die erste Karte. Diese Karte steht für die Vergan­gen­heit und gibt Aufschluss darüber, wie die Situa­tion in der Vergan­gen­heit war und welche Fakto­ren dazu beigetra­gen haben, dass Sie heute dort stehen, wo Sie stehen.
  • Ziehen Sie die zweite Karte. Diese Karte steht für die Gegen­wart und sagt etwas über Ihre aktu­elle Situa­tion und die Kräfte aus, die sie beein­flus­sen.
  • Ziehen Sie die dritte Karte. Diese Karte steht für die Zukunft und sagt etwas über mögli­che Entwick­lun­gen aus, sowohl posi­tive als auch nega­tive, und wie Sie darauf reagie­ren können.
  • Betrach­ten Sie die drei Karten als Ganzes und suchen Sie nach Gemein­sam­kei­ten oder Unter­schie­den zwischen den Karten, um ein voll­stän­di­ges Bild zu erhal­ten. Stel­len Sie sich Fragen wie: “Was verbin­det diese Karten?”, “Wo gibt es Gegen­sätze?”, “Was sind mögli­che Entwick­lun­gen?”, “Welche Schritte soll­ten unter­nom­men werden, um das Ziel zu errei­chen?”.

Auch hier ist es wich­tig, dass der Benut­zer eine klare Frage­stel­lung hat und sich auf die Karten und ihre Bedeu­tung konzen­trie­ren kann, um eine sinn­volle Antwort zu erhal­ten.

16 Murmeln

Diese 16 Murmeln sind wie folgt verteilt in einer Urne: Eine Murmel trägt die Nummer “6”, drei Murmeln tragen die Nummer “9”, fünf Murmeln tragen die Nummer “7” und sieben Murmeln tragen die Nummer “8”. Die vier verschie­de­nen Nummern stehen für vier verschie­dene Lini­en­qua­li­tä­ten, die später erläu­tert werden.

Nun sollen sechs Murmeln aus der Urne gezo­gen werden, wobei jede gezo­gene Murmel wieder zurück­ge­legt wird bevor erneut gezo­gen wird. Auf diese Art und Weise erhält man sechs Nummern, die dann als über­ein­an­der gemalte Linien das Orakel bilden, da jede Nummer eine andere Lini­en­art bedeu­tet.

Die Computer-APP

Es gibt zahl­rei­che Anwen­dun­gen, die das I Ging auf unter­schied­li­che Weise zugäng­lich machen. Einige bieten virtu­elle Münz- oder Stäb­chen­me­tho­den an, während andere einfach eine Text­ver­sion des I Ging zum Lesen und Inter­pre­tie­ren anbie­ten.

Auch ich habe eine Anwen­dun­gen entwi­ckelt, mit der das I Ging schnell, einfach gezo­gen werden kann. Dieser IGing-Gene­ra­tor wurde über einen länge­ren Zeit­raum entwi­ckelt. Die aktu­elle Version soll das IGing-Orakel möglichst schnell auf allen Endge­rä­ten verfüg­bar machen.

mehr Infor­ma­tio­nen zu dieser APP finden Sie hier:

 

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