Liezi

Das wahre Buch vom quellenden Urgrund

Liezi war ein chinesischer Philosoph taoistischer Richtung, der das Werk “Das wahre Buch vom quellenden Urgrund” (ins Deutsche übersetzt von Richard Wilhelm) verfasst haben soll, das nach ihm auch Liezi genannt wird. Liezi soll ein sehr zurückgezogenes Leben geführt haben, was erklärt, warum es keine Aufzeichnungen über ihn gibt.

Richard Wilhelm weist schon in seiner Einleitung darauf hin, dass von den beiden Protagonisten, um die es in diesem Buch hauptsächlich geht, nur für den letzteren historische Belege vorliegen. Eine andere Auffassung, nach der das Buch etwa zwischen 300 v. Chr. und 300 n. Chr. entstanden sein soll, wird von der taoistischen Lehrerin Eva Wong vertreten.

Neuere Forschungen gehen jedoch davon aus, dass das Buch erst um 350 v. Chr. – also nach seiner Zeit – entstanden ist, und stellen sogar seine Existenz in Frage. Andere Forschungen gehen davon aus, dass das Buch einen Kern enthält, der wahrscheinlich von Liezi selbst stammt und von seinen Schülern zusammengestellt wurde.

Richard Wilhelm zufolge wurde ein erster Kommentar von Dschang Dschan während der Dsin-Dynastie verfasst, die er auf den Zeitraum 265-420 n. Chr. datiert. In seiner Einleitung führt er weiter aus, dass das Buch unter Kaiser Hüan Dsung den Titel Tschung Hü Dschen Ging, “Wahres Buch vom quellenden Urgrund”, erhalten habe.

Inhalt

Unter den Klassikern des Daoismus ist dieses Buch am leichtesten verständlich. Es enthält zahlreiche fantastische und allegorische Geschichten und Gleichnisse über das Leben im Dao und behandelt so unterschiedliche Themen wie Magie und Zauberei, Legenden, Mythen, philosophische Abhandlungen oder kosmologische Spekulationen.

Die Wunder- und Zaubergeschichten des Buches sollen von Liezis Schülern und späteren Anhängern der Lehre zusammengestellt worden sein. Dabei wurden viele alte Volkssagen und Mythen verwendet, weshalb das Buch auch eine wichtige Quelle für altchinesische Volkskunde ist.

Es wird vermutet, dass der Kern dieser Zaubergeschichten die daoistische Mystik ist, und dass die Daoisten der damaligen Zeit bereits Meditationstechniken kannten, mittels derer sie ihren Bewusstseinszustand veränderten. Durch Auflösung des Ichs, kann in Meditation eine subjektiv empfundene Verbindung mit dem Dao erreicht werden. Auch die zur Gewissheit gewordene Unendlichkeit von Raum und Zeit kann dabei wirksam werden.

Den Zentralbegriff des Werkes macht die Spontaneität aus. Das Buch fordert dazu auf, frei von Wissen und Wünschen zu sein und nicht der Vernunft zu folgen. Das Bild des daoistischen Heiligen, das auch in den anderen klassischen Büchern des Daoismus entworfen wird, unterscheidet sich nicht von diesen. Liezi vertritt einen Standpunkt des Quietismus und der daoistischen Demut.

Die Entwicklung der Lehre geht nun dahin, dass die Probleme des Tao te king metaphysischer werden. Das Denken beschäftigt sich mit den Antinomien von Raum und Zeit, mit dem Problem der Entwicklung der verschiedenen Arten von Lebewesen. Dabei ist der Naturalismus noch stärker und einseitiger ausgeprägt als im Tao te king. Das Tao wird immer mehr zu einer metaphysischen Substanz, die alles Werden und Vergehen bewirkt und in die Erscheinung projiziert, ohne selbst jemals in Erscheinung zu treten.

Liezi war der erste chinesische Philosoph, der eine Weltentstehungslehre vertrat, die bei Laozi nur angedeutet ist. Nach Liezi entstand die Welt aus der Leere des Dao. Gleichermaßen vertrat er eine Lehre von der Unendlichkeit von Raum und Zeit. Die kosmologischen Spekulationen des Liezi sind die des Daoismus, so geht Liezi von einem zyklischen Kreislauf aller Dinge aus, der den Wandlungsphasen des Yin und Yang entspricht, während nur das Dao selbst unwandelbar und unzerstörbar sei.

Die überlieferte Fassung des Buches ist in acht Kapitel eingeteilt. Einige Passagen des Buches sind aus dem Zhuangzi übernommen, und das letzte Kapitel enthält die Philosophie des Yang Zhu. Richard Wilhelm übersetzte in seiner Einleitung zu Liezi eine Spruchsammlung mit Namen Yin Fu Ging, das Buch der geheimen Ergänzungen, welcher er ein sehr hohes Alter zugeschrieb, auch datierte er das dem Liezi zugrunde liegende Material noch vor Zhuangzi.

Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Liezi) überarbeitete Version

 

 

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