Zhuangzi

Zhuangzi war ein chinesischer Philosoph und Dichter. Ein berühmtes, zu Teilen von seiner Hand stammendes Werk wird ebenfalls „Zhuangzi“ genannt. Es bekam im Zuge der Verehrung Zhuang Zhous als daoistischer Heiliger im Jahre 742 unter Kaiser Xuanzong auch noch den Ehrentitel „Das wahre Buch vom südlichen Blütenland“.

Zusammen mit dem Daodejing gilt es als Hauptwerk des Daoismus, wobei eine daoistische Institution zur Zeit des Zhuangzi nicht nachweisbar ist. Die Schrift gilt als eine der literarisch schönsten, interessantesten und schwierigsten der chinesischen Geistesgeschichte.

Im von Deutschland gepachteten Kiautschou wurde der Name nach dem Lessing-Othmer-System als Dschuang Dsï geschrieben, dessen vereinfachte Variante Dschuang Dsi durch Richard Wilhelms Übersetzung aus dem Jahr 1912 populär wurde. Die ebenfalls veraltete Transkription nach dem Stange-System ist Tschuang-tse.

Werk und Textgestalt

Das Buch “Zhuangzi” ist eine Textsammlung, deren Autorschaft teilweise ungeklärt ist. Nach allgemeinem Dafürhalten schreibt man der Person Zhuangzi nur die ersten sieben Kapitel zu, die anderen Kapitel mögen von Anhängern seiner Schule zusammengetragen worden sein. Einen brauchbaren Überblick über diese ersten sieben Kapitel vom Standpunkt des Daoismus als Philosophie gibt Richard Wilhelm in seinem 1925 veröffentlichten Kommentar “Die Lehren des Laotse”

Die heutige Version des Textes stammt vom Philosophen Guo Xiang aus der Westlichen Jin-Dynastie, ist also einige hundert Jahre jünger als der von Zhuangzi verfasste Urtext. Guo Xiang hat den Text umgearbeitet und gekürzt, noch im Literaturkatalog des Hanshu ist von einer Fassung aus 52 Kapiteln die Rede. Von Guo Xiang stammt auch der erste Kommentar zum Buch „Zhuangzi“, der auf die weitere Rezeption erheblichen Einfluss besaß.

Die formale Textgestalt des „Zhuangzi“ zeichnet sich durch eine für altchinesische Verhältnisse hohe inhaltliche und stilistische Komplexität und poetische Kunstgriffe aus. Einige Passagen sind in Reimform verfasst. Die Sprache des Werkes weist auf eine sonst nicht überlieferte Tradition hin, die vermutlich im Süden Chinas, im Song-Staat, lebendig war.

Im Gegensatz zu Laozi kleidet Zhuangzi seine Ansichten und Erkenntnisse in kunstvoll formulierte Gleichnisse, kurze Abhandlungen über philosophische Probleme und anekdotenhafte Dialoge und Erzählungen. Dies hat zur Folge, dass die Zahl der Wörter, denen der Status eines Fachbegriffs zugeschrieben werden kann, relativ gering ist. Einige stammen aus der konfuzianischen Tradition.

Lehre

Geistiges und politisches Umfeld

Zhuangzi lebte in einer Zeit großer politischer und geistiger Umbrüche. Während dieser Zeit der Streitenden Reiche kämpften verschiedene Fürsten um die Vorherrschaft. Die alten Traditionen und Riten wurden nicht mehr mit dem vormaligen Ernst gepflegt und auch das Vertrauen in die oberste Gottheit.

Zugleich entstand eine Vielzahl von anderen philosophischen Schulen, welche sich gegenseitig bekämpften, weshalb man auch von der Zeit der Hundert Schulen spricht. Man kann davon ausgehen, dass Formen und Ansätze, die dem daoistischen Denken ähnlich sind, schon zur Zeit der Person Zhuangzis vorhanden waren und dieser an sie anknüpfte, wenngleich das Werk Zhuangzis zusammen mit dem Laozis die frühesten schriftlichen Quellen darstellt.

Stellung zum Konfuzianismus

Die zur Zeit Zhuangzis wichtigste philosophische Schule war der Konfuzianismus. Seine genauen Kenntnisse hierüber nutzte Zhuangzi vor allem zu scharfer und pointierter Kritik. So ersann er humorvolle Begegnungen zwischen Konfuzius und Laozi, die den Konventionalismus und Zeremonialismus der Konfuzianer als übertrieben erscheinen lassen.

Viele der Geschichten rühmen die Nutzlosigkeit und zeigen eine Ablehnung konfuzianischer Selbstkultivierung. Darüber hinausgehend werden an vielen Stellen die Konfuzianer mit ihren Regeln und Vorschriften für den bedauernswerten Zustand der Welt verantwortlich gemacht.

Dabei lehnte Zhuangzi die kulturellen Formen, Sitten, Gebräuche und Wahrnehmungsmuster nicht grundsätzlich ab, sondern versuchte, ihnen gegenüber eine Flexibilität und Spontaneität zu erlangen, um nicht mehr vorgegebenen Deutungsmustern ausgeliefert zu sein.

Dem konfuzianischen Ideal stellte Zhuangzi das des “heiligen oder wahren Menschen” gegenüber. Dieser steht den Anforderungen der Gesellschaft mit souveräner Distanz gegenüber, mit jener Leichtigkeit, die “die Menschen des Altertums” noch gegenüber Gesetz, Sitte, Wissen und Einfluss hatten, als diese noch nicht von den Konfuzianern zu Imperativen erhoben worden waren.

Zhuangzi kritisierte jedoch nicht den Lehrer Konfuzius, der selbst noch darauf hinwies, dass es darauf ankomme, sich nicht sklavisch den Regeln zu unterwerfen, sondern seine Schüler, die die lebendige Lehre des Konfuzius zu einem starren Konfuzianismus verknöcherten.

Daoistische Mystik

Zhuangzi gilt als daoistischer Mystiker und hat diese Tradition stark beeinflusst. Mit der daoistischen Tradition verbunden ist Zhuangzi insbesondere durch den Begriff des Heiligen, den Zhenren. Der Zhenren bei Zhuangzi ist verschränkt mit dem Glauben an Unsterbliche, menschengestaltigen, unsterblichen Wesen, die übernatürliche Kräfte haben. Zhuangzi gilt als älteste Quelle für die Beschreibung dieser heiligen Wesen.

Der Heilige im Zhuangzi erlebt eine vollkommene Freiheit des Körpers und des Geistes. Somit steht er auch jenseits des Weltlichen. Das Universum, mit dem er eine Einheit erfährt, wird vom Heiligen bereist und durchstreift. Er ordnet sich keinen Normen unter und macht sich die Vielfältigkeit ohne Grenzen zu eigen. Der Heilige hat deshalb eine umfassende Fähigkeit der Wandlung, gleichzeitig ist seine Identität jedoch einheitlich und einigend. Der Heilige ist frei von Sorgen, auch politischen, moralischen oder sozialen.

Unsagbarkeit

„Der Wissende nämlich spricht nicht,
der Sprechende weiß nicht.“

Das Dao, der Weg selbst, ist nichts Sagbares, denn sagen lässt sich immer nur über die Dinge, die sind. Da das Dao aber kein Ding ist, kann nicht unvermittelt von ihm gesprochen werden, es kann nur darüber gesprochen werden, dass nicht über es gesprochen werden kann. Höchstes Ziel im „Zhuangzi“ bleibt daher die Sprachlosigkeit.

Wenn nun also die Sprache daran scheitert, sich über das einfache Nicht-sein zu äußern, wie viel mehr muss sie fehlgehen, wenn sie innerhalb des Seins die Dinge benennen soll, wenn also jemand „vom Sein aus das Sein erreichen möchte“. Zhuangzi lehnt daher auch den Relativismus ab, da er in der Ebene des Seins und der Dinge bleibt.

Die Verhältnisse der Wirklichkeit sprachlich zu fassen, führt jedoch lediglich zu einer unendlichen Aneinanderreihung und Verkettung von Begriffen ohne End- und Anfangspunkt. Zhuangzi hingegen zielt mit seiner Lehre auf einen Zustand, wo die Dinge noch nicht ins Sein getreten sind.

Quelle: (https://de.wikipedia.org/wiki/Zhuangzi) überarbeitete Version

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