Die 64 Hexagramme

Bestandteile und deren Bedeutung

Das I Ging besteht aus 64 Hexagrammen. Ein Hexagramm ist in diesem Zusammenhang eine Figur, die aus sechs übereinander liegenden horizontalen Linien besteht, wobei jede Linie entweder Yang oder Yin repräsentiert. Die Linien des Hexagramms werden traditionell von unten nach oben gezählt, so dass die unterste Linie als Linie eins und die oberste Linie als Linie sechs gezählt wird. Hexagramme werden durch die Kombination der ursprünglichen acht Trigramme in verschiedenen Kombinationen gebildet.

Jedes Hexagramm hat eine einzigartige Bedeutung und ist mit einer bestimmten Situation oder Lebensphase verbunden. Die Hexagramme des I Ching dienen als Werkzeug zur Selbsterkenntnis und zur Einsicht in den Lauf der Dinge. Sie geben Hinweise, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Die Trigramme

Die Zeichen werden aus 2 × 3 Linien, d.h. aus zwei „Trigrammen“ abgeleitet. Die durchgezogenen Linien gelten als die festen und hellen, die unterbrochenen als die weichen und dunklen. Je nach ihrer Position im Hexagramm (von unten nach oben) haben die Linien einen unterschiedlichen Rang und eine unterschiedliche Bedeutung. Die unterstrichenen Linien des unteren Halbzeichens treten in das Zeichen ein, sie sind „kommend“, die unterstrichenen Linien des oberen Halbzeichens sind „gehend“. Die unterste und die oberste Linie eines Zeichens stehen immer in Beziehung zu anderen Zeichen und gehören nicht zu den Kernzeichen.

Die Grundzeichen

Die 64 Bilder oder Grundzeichen beschreiben Kräfte, Situationen oder Aufgaben, die Familie, persönliche Eigenschaften oder Fähigkeiten, konkrete Tätigkeiten, politische Phasen – meist enthalten sie abstrakte Begriffe mit mehreren Deutungsmöglichkeiten.

Jedes der 64 Bilder kann mit 6 zusätzlichen Hinweisen versehen werden, je nachdem, ob eine Linie bei der Zeichenerkennung als veränderlich („dynamisch“) oder als nicht veränderlich („stabil“) erkannt wurde. Die 64 Bilder beschreiben also bereits 384 Situationen bzw. geben entsprechende Verhaltenshinweise. Da jedes der 64 Zeichen durch Veränderung einer oder mehrerer Linien in alle anderen übergehen kann, gibt es 64 × 64 = 4.096 verschiedene implizite Übergänge bzw. Möglichkeiten des Umschlagens einer Situation.

Diese große Zahl von Kombinationsmöglichkeiten veranlasste die Autoren des I Ging zu der Annahme, dass die möglichen Kombinationen von Symbolen alle Möglichkeiten von Veränderungen und Wandlungen in der Welt darstellen könnten. Die umfangreichen Rechenoperationen, die bei der Erhebung der Zahlenwerte notwendig waren, wurden so zur Grundlage einer auf dem I Ging aufbauenden Zahlensymbolik.

Die zwei Linien

Historisch gesehen ist das I Ging viel älter als die Yin-Yang-Lehre, aber die folgenden Zuordnungen der beiden „Linien“ haben sich im Laufe der Zeit eingebürgert:

Die durchgezogene Linie steht für yáng: Ausdehnung, männlicher Aspekt, Licht, Leben, ungerade Zahlen, Durchdringung, Berge; in Indien der Lingam. Symbol ist der Drache.

Die unterbrochene Linie steht für das yīn: Kontraktion, weiblicher Aspekt, Dunkelheit, Nacht, Tod, gerade Zahlen, Widerstand, Wasserläufe; in Indien die Yoni. Das Symbol ist der Tiger.

Die beiden Linien können als Elemente eines dualen Systems betrachtet werden. In seinem Kommentar ‘Die Lehren des Laotse’, erstmals 1925 erschienen, beschreibt Richard Wilhelm den philosophischen Hintergrund.

Die vier Bilder

Aus den beiden Linien lassen sich vier verschiedene „Bilder“ zusammensetzen. Die Luft (oder der Himmel) ist oben (altes Yang) und die Erde ist unten (altes Yin). Dazwischen stehen Feuer und Wasser. Das Feuer hat den Drang nach oben zu lodern und wird deshalb „junges Yang“ genannt. Das Wasser dagegen fließt nach unten und wird „junges Yin“ genannt. Die Wandlung vollzieht sich in einem ewigen Kreislauf: vom alten Yang (oben) zum jungen Yin (unten), zum alten Yin (unten), zum jungen Yang (oben), wieder zum alten Yang (oben) und so weiter.

Die acht Trigramme

Durch Hinzufügen von je einem Yáng oder Yīn entstehen aus den vier Xiàng acht Trigramme oder „Orakelzeichen“. Diese ergeben jedoch nur ein statisches Bild. Erst die Erweiterung zu den 64 Hexagrammen ermöglicht die Darstellung eines dynamischen Geschehens, da hier die Trigramme in Wechselwirkung zueinander stehen. Die Hexagramme werden also jeweils aus zwei Trigrammen zusammengesetzt.

Das erste oder untere Trigramm eines Hexagramms wird als der innere Aspekt der stattfindenden Veränderung angesehen, das zweite oder obere Trigramm als der äußere Aspekt. Die beschriebene Veränderung verbindet also den inneren Aspekt (Person) mit der äußeren Situation.

Quelle: (https://de.wikipedia.org/wiki/I_Ging#Die_64_Hexagramme und https://en.wikipedia.org/wiki/Hexagram_(I_Ching)) überarbeitete Version

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