Die 64 Hexagramme
Das I Ging besteht aus 64 Hexagrammen mit jeweils sechs horizontalen Linien, die entweder Yang oder Yin darstellen. Traditionell werden die Linien von unten nach oben nummeriert, wobei die unterste Linie als Linie eins und die oberste Linie als Linie sechs gilt. Hexagramme entstehen durch die Kombination der ursprünglichen acht Trigramme in verschiedenen Formationen. Jedes Hexagramm hat eine individuelle Bedeutung und ist mit bestimmten Lebenssituationen verbunden.
Die Hexagramme entstehen durch die Kombination von zwei Trigrammen mit jeweils drei Strichen. Das erste Trigramm stellt den inneren Aspekt der Veränderung dar, während das zweite Trigramm den äußeren Aspekt repräsentiert. Darüber hinaus haben die Linien je nach ihrer Position im Hexagramm (unten oder oben) unterschiedliche Ränge und Bedeutungen. Die untere Linie signalisiert eine Situation, die noch nicht abgeschlossen ist, während die obere Linie darauf hinweist, dass die Situation bereits überwunden wurde.
Die Reihenfolge der Hexagramme
Die traditionelle Version des I Ging zeigt, dass die Hexagramme teilweise mathematischen Prinzipien folgen. Sie werden paarweise angeordnet, wobei das zweite Hexagramm in der Regel graphisch um 180 Grad gegenüber dem ersten gedreht ist. Würde sich ein Hexagramm durch die Drehung selbst ergeben, entstünde das ‚Partner-Hexagramm‘, indem alle Yin-Linien durch Yang-Linien ersetzt würden und umgekehrt.
Es fällt auf, dass viele dieser Paare auch in ihren Namen oder Sprüchen Ähnlichkeiten aufweisen, insbesondere die Hexagramme 1 und 2, 19 und 20, 29 und 30, 31 und 32, 41 und 42, 63 und 64, was darauf hindeutet, dass diese Reihenfolge bereits zur Zeit der Niederschrift der Sprüche bestand und daher die älteste und authentischste sein könnte. Warum die Paare in dieser Reihenfolge erscheinen, bleibt jedoch eine unbeantwortete Frage.
Die Trigramme
Die Zeichen werden aus 2 × 3 Linien, d.h. aus zwei „Trigrammen“ abgeleitet. Die durchgezogenen Linien gelten als die festen und hellen, die unterbrochenen als die weichen und dunklen. Je nach ihrer Position im Hexagramm (von unten nach oben) haben die Linien einen unterschiedlichen Rang und eine unterschiedliche Bedeutung. Die unterstrichenen Linien des unteren Halbzeichens treten in das Zeichen ein, sie sind „kommend“, die unterstrichenen Linien des oberen Halbzeichens sind „gehend“. Die unterste und die oberste Linie eines Zeichens stehen immer in Beziehung zu anderen Zeichen und gehören nicht zu den Kernzeichen.
Die Grundzeichen
Die 64 Bilder oder Grundzeichen beschreiben Kräfte, Situationen oder Aufgaben, die Familie, persönliche Eigenschaften oder Fähigkeiten, konkrete Tätigkeiten, politische Phasen – meist enthalten sie abstrakte Begriffe mit mehreren Deutungsmöglichkeiten.
Jedes der 64 Bilder kann mit 6 zusätzlichen Hinweisen versehen werden, je nachdem, ob eine Linie bei der Zeichenerkennung als veränderlich („dynamisch“) oder als nicht veränderlich („stabil“) erkannt wurde. Die 64 Bilder beschreiben also bereits 384 Situationen bzw. geben entsprechende Verhaltenshinweise. Da jedes der 64 Zeichen durch Veränderung einer oder mehrerer Linien in alle anderen übergehen kann, gibt es 64 × 64 = 4.096 verschiedene implizite Übergänge bzw. Möglichkeiten des Umschlagens einer Situation.
Diese große Zahl von Kombinationsmöglichkeiten veranlasste die Autoren des I Ging zu der Annahme, dass die möglichen Kombinationen von Symbolen alle Möglichkeiten von Veränderungen und Wandlungen in der Welt darstellen könnten. Die umfangreichen Rechenoperationen, die bei der Erhebung der Zahlenwerte notwendig waren, wurden so zur Grundlage einer auf dem I Ging aufbauenden Zahlensymbolik.
Die zwei Linien
Historisch gesehen ist das I Ging viel älter als die Yin-Yang-Lehre, aber die folgenden Zuordnungen der beiden „Linien“ haben sich im Laufe der Zeit eingebürgert:
Die durchgezogene Linie steht für yáng: Ausdehnung, männlicher Aspekt, Licht, Leben, ungerade Zahlen, Durchdringung, Berge; in Indien der Lingam. Symbol ist der Drache.
Die unterbrochene Linie steht für das yīn: Kontraktion, weiblicher Aspekt, Dunkelheit, Nacht, Tod, gerade Zahlen, Widerstand, Wasserläufe; in Indien die Yoni. Das Symbol ist der Tiger.
Die beiden Linien können als Elemente eines dualen Systems betrachtet werden. In seinem Kommentar ‚Die Lehren des Laotse‘, erstmals 1925 erschienen, beschreibt Richard Wilhelm den philosophischen Hintergrund.
Die vier Bilder
Aus den beiden Linien lassen sich vier verschiedene „Bilder“ zusammensetzen. Die Luft (oder der Himmel) ist oben (altes Yang) und die Erde ist unten (altes Yin). Dazwischen stehen Feuer und Wasser. Das Feuer hat den Drang nach oben zu lodern und wird deshalb „junges Yang“ genannt. Das Wasser dagegen fließt nach unten und wird „junges Yin“ genannt. Die Wandlung vollzieht sich in einem ewigen Kreislauf: vom alten Yang (oben) zum jungen Yin (unten), zum alten Yin (unten), zum jungen Yang (oben), wieder zum alten Yang (oben) und so weiter.
Die acht Trigramme
Durch Hinzufügen von je einem Yáng oder Yīn entstehen aus den vier Xiàng acht Trigramme oder „Orakelzeichen“. Diese ergeben jedoch nur ein statisches Bild. Erst die Erweiterung zu den 64 Hexagrammen ermöglicht die Darstellung eines dynamischen Geschehens, da hier die Trigramme in Wechselwirkung zueinander stehen. Die Hexagramme werden also jeweils aus zwei Trigrammen zusammengesetzt.
Das erste oder untere Trigramm eines Hexagramms wird als der innere Aspekt der stattfindenden Veränderung angesehen, das zweite oder obere Trigramm als der äußere Aspekt. Die beschriebene Veränderung verbindet also den inneren Aspekt (Person) mit der äußeren Situation.
Quelle: (https://de.wikipedia.org/wiki/I_Ging#Die_64_Hexagramme, https://de.wikipedia.org/wiki/I_Ging und https://en.wikipedia.org/wiki/Hexagram_(I_Ching)) überarbeitete Version